HERA go

HERA ist die mächtigste der griechischen Göttinnen, das habe ihr damals gefallen, als sie für sich einen Künstlernamen gesucht hat, erklärt Jasmin Siddiqui immer mal wieder in Interviews. Außerdem ist der Name HERA schön kurz, und das ist wichtig, wenn man schnell sein Tag, also seine Unterschrift unter ein Kunstwerk setzen und dann abhauen muss.

 

Die heute 42 jährige Frankfurter Künstlerin blickt zurück auf ihre ersten Schritte in der männerdominierten Szene der Streetart: „Ich war 23, fühlte mich unsicher und wie ein Stück Fleisch auf dem Präsentierteller. Während die Männer in der Hitze auch oben ohne malten, wurde einer Frau, die sich im Bikini-Oberteil an die Wand stellte, vorgeworfen, das sei Kalkül. Sie wolle mit ihrer Weiblichkeit statt mit ihren Fähigkeiten auffallen. Von verschiedenen Seiten wurde ich zu Beginn auch als 'Fame-Bitch' bezeichnet. Man zweifelt da schnell an seinen Fähigkeiten, wenn die Einladungen zu Gruppenausstellungen, Festivals oder Magazin-Features immer mit der Frage verbunden sind: Bin ich anwesend, weil ich gut bin oder um die Frauenquote zu verbessern?“

 

Heute steht ihr Name HERA (im Duo mit Falk Lehmann auch unterwegs als HERAKUT) wie kaum ein anderer für eine weibliche, starke und politische Streetart. An ihr kommt niemand mehr vorbei, der sich für internationale zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum interessiert.

 

Zur Zeit gründet Jasmin Siddiqui mit Kolleginnen eine Plattform, den „sister pool“, auf der sich Street-Art-Künstlerinnen vernetzen und gegenseitig weiterempfehlen können.

„…damit sich Kuratorinnen und Kuratoren von Festivals und Kunstprojekten nie mehr auf das Argument zurückziehen können: es gäbe halt einfach keine Frauen in der Szene!“

 

HERA (s) go! 

Foto: Hera + Lauren YS @ Agustín Codazzi, Colombia

Foto Startseite: HERA von HERAKUT, Houston, Mai 2023