Wenn ich nichts für jemanden empfinde, kann ich diese Person nicht fotografieren.
Nan Goldin
Nan Goldin, eine der bedeutendsten zeitgenössischen Fotografinnen, wurde 1953 in Washington D.C. geboren. Sie verließ nach dem Selbstmord ihrer Schwester mit vierzehn Jahren das Elternhaus und begann zeitgleich, mit der Kamera ihr Leben und das ihrer Freunde zu dokumentieren – gegen das Vergessen. Sie studierte in Boston, ging nach New York und verbrachte einige Jahre in Berlin. Sie erlebte die Stadt im Untergrund und zählt diese Zeit zu der glücklichsten ihres Lebens. Heute lebt die Künstlerin zwischen New York und Paris. Nan Goldin nimmt weltweit eine zentrale Position in der zeitgenössischen Fotografie ein.
Der Fokus Nan Goldins liegt auf den Themen Liebe, Sexualität und Gewalt. Sie hat mit ihren Fotografien der eigenen Wahlfamilie über Jahrzehnte hinweg Tabus gebrochen, Grenzen überwunden und damit einen immens wichtigen Beitrag geleistet für die Sichtbarkeit der LGBTQ*-Community, der Prostituierten- und der Drogenszene. Eine Sichtbarkeit für alle die, die gemeinhin am Rande stehen in bürgerlich-moderaten Gesellschaften. Ihre Fotografien sind berührend, zärtlich, radikal . Beim Betrachten der Bilder wird sehr schnell deutlich, dass sie nicht von außen kommend fotografiert, sondern aus der Mitte heraus, zugehörig. Ihre Werke sind schonungs- und hemmungslos, aber immer durchdrungen von Wärme und Liebe.
"Indem sie tiefen Respekt mit fotografischer Neugier verband, hielt sie die Lebenswirklichkeit mit ihrer Kamera fest, um die Schönheit ihrer Freund*innen zu enthüllen. Unabhängig von zeit und Ort fotografierte sie Menschen, die frei von Geschlechterkonformität leben. Ob in Boston, New York, berlin oder Südostasien, Goldins Bilder stellen diejenigen in den Vordergrund, die Geschlechtergrenzen überschritten haben. Die Unmittelbarkeit in Goldins Fotografien rührt von ihrer physischen und emotionalen Zugehörigkeit und Verbundenheit mit dieser Welt her, die vielen heute noch unbekannt ist." (PR-Text Ausstellung Akademie der Künste)
Ich will fühlen, was der andere fühlt und die zwischen Menschen klaffende Glaswand zerbrechen.
Nan Goldin

Nan Goldin Serie Mirror

Nan Goldin Serie Bett
Nan Goldin ist Initiatorin einer der erfolgreichsten Aktivismuskampagnen in der Kunstwelt:
Dem Kampf gegen die Mäzenatenfamilie Sackler, die mit ihrem Unternehmen Purdue Pharma und dem Schmerzmittel OxyContin maßgeblich zur Opioidkrise in den USA beigetragen hat.
Zusammen mit der Initiative P.A.I.N. (Prescription Addiction Intervention Now) protestierte Nan Goldin, die selbst abhängig von OxyContin war, gegen die Millionenspenden der Sacklers an große Museen. Inzwischen haben Häuser wie das Metropolitan Museum und das Guggenheim in New York, das Louvre in Paris und das Victoria and Albert Museum in London den Namen der Familie von ihren Wänden entfernt und nehmen kein weiteres Geld von ihrer Stiftung an. Der Dokumentarfilm "All The Beauty And The Bloodshed", in dem Regisseurin Laura Poitras Goldins Aktionen begleitet, gewann 2022 den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig.

Ausstellung
Nan Goldin. Käthe-Kollwitz-Preis 2022
bis 19. März 2023 in der Akademie der Künste Berlin (Standort Hanseatenweg)
Preisverleihung in Anwesenheit der Künstlerin
Freitag, 3. März 2023 um 20.00 Uhr
Filmvorführung "All the Beauty and the Bloodshed" (Laura Poitras)
Sonntag, 5. März 2023 um 18 Uhr
Foto Startseite: nan-goldin-self-portrait-my-blue-bathroom