Schaman*innen fungieren als Schnittstellen; sie sind in der Lage, Probleme der Gemeinschaft anzugehen und zu überwinden. Künstler*innen können das genauso. Kunst ist eine gewaltige Macht und wenn sie richtig genutzt wird, kann sie echte Veränderungen bewirken.
Grace Ndiritu
Der Band "Resonant Frequencies" erhält durch die Kombination der Bildbeiträge, langer persönlicher Interviewpassagen mit Ifekoya, aber auch dank der ausgereiften analytischen Texte von Ndiritu und dem Bezug zu ihren eigenen Arbeiten eine Bedeutung weit über die aktuellen Klanginstallationen und -räume Ifekoyas hinaus.
Die 'Queer verkörperlichte Befreiung als spirituelle Praxis' ist eine der Überschriften, die es zu "entziffern" gilt im Werk Ifekoyas - eine lohnende Aufgabe für Alle, die an die oben zitierte Kraft der Kunst glauben und ein Leben in Fülle jenseits des Materiellen suchen.
"Die immer intensivere Beschäftigung mit der Welt des Klangs brache mich natürlich auch auf die heilende Wirkung von Klängen. Dabei war es mir stets ein Anliegen, eine mögliche Neuorientierung anzubieten, anzuregen, die Welt ein wenig anders zu betrachten, ein wenig anders in und von dieser Welt zu sein - kurz andere Formen des Wissens zu erforschen (...)
Auch viele Schöpfungsgeschichten beginnen mit einem Ton. Da ist etwa der Urknall im modernen westlichen Kontext; in der Ifá-Divinition zerbricht die Kalebasse in 201 Teile, und im Sufismus gilt der Klang als Anfang und Ende des Universums. ich glaube, dass das Interesse an der Beziehung zwischen Mensch und Kosmos auch jenseits von Religion und Spiritualität bestehen bleibt - genau wie die Fragen: "Woher kommen wir?" und "Wie kommt es, dass wir hier sind?". Ich jedenfalls würde dies als Triebfeder meiner Arbeit bezeichnen.
Es interessiert mich sehr, was Klänge mit unseren Körpern machen und was sie hinsichtlich Zeit und Raum bewirken. Wenn wir uns als reine Lebewesen betrachten, wird klar, dass wir weniger aus Materie, als vielmehr aus Raum bestehen (...) Das Konzept der Klangheilung auf zellulärer Ebene beruht genau darauf, denn sie interagiert mit den Räumen in uns.
Mich interessiert (...) wie Klänge nichtcodierende DNS, sognannte "Junk-DNA" in uns aufschliessen können (...) Genau dort lagern die Codes dafür, wer wir waren, wer wir in frühreren Leben waren und damit unsere Mehrdimensionalität."
(Auszüge aus dem Interview Kojo Abudus mit Evan Ifekoyas - das Interview ist in voller Länge im Buch abgedruckt).

Resonant Frequencies
Evan Ifekoya
Verlag Scheidegger & Spiess 2022
erschienen anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich
- die Ausstellung läuft noch bis 1. Mai 2022
"Klang, Kosmos, Heilung" ist ein Beitrag zur Forschungsreihe 'KÖRPEREINSATZ. Weibliche/Queere Performancekunst'.
#körpereinsatz