„Maria Callas trat in mein Leben, als ich 14 Jahre alt war.
Ich saß mit meiner Großmutter beim Frühstück, als eine Stimme aus dem alten Bakelit-Radio ertönte, so stark und kraftvoll, wie ich es nie gehört hatte. Mir kamen die Tränen, und ich wollte alles über diese Frau wissen. Ich las, was ich auftreiben konnte, hörte die Aufnahmen und schaute Filmmaterial an. Denn leider hatte ich nie die Möglichkeit, sie live auf der Bühne zu erleben.
Je mehr ich mich mit der Callas beschäftigte, desto mehr identifizierte ich mich mit ihr, entdeckte Gemeinsamkeiten. Sie hatte wie ich eine extrem strenge Mutter, die sie zwar liebte, aber auch unter enormen Erfolgsdruck setzte. Wir beide sind besessen, ordnen unserer Kunst fast alles andere unter; mir wurde sogar oft gesagt, wir sähen uns ähnlich.
Am meisten hat mich ihr Tod bewegt – sie ist vereinsamt in Paris an gebrochenem Herzen gestorben (…) In dem Leid, das Callas erfahren hat, erkenne ich mein eigenes Leid, auch ich habe erlebt, was es bedeutet, wenn ein Herz bricht. Mich hat damals meine Arbeit gerettet, der Callas hingegen konnte ihre Kunst nicht helfen. Den Wunsch, eine Arbeit über Maria Callas zu machen, hegte ich seit mehr als 30 Jahren. Irgendwann wusste ich: Die Oper ist der einzig richtige Ort, um sich dem Mythos zu nähern.“ (Marina Abramović)
Nun schenkt uns Marina Abramović ein einzigartiges Opernprojekt.
Sie nimmt die sieben bekanntesten Opern-Arien, in denen die Calls brillierte und auf der Bühne starb, als Ausgangsbasis für eine performative und filmische Annäherung.
Jeden der sieben Tode durchlebt sie selbst, projiziert auf einer Videoleinwand.
Parallel zur Videohandlung singen sieben Sopranistinnen live die berühmten Callas-Arien.



„Der ästhetisch überhöhte Schmerz ritualisiert und stilisiert Liebe und Tod der Callas zum Mythos. Am Ende des Abends steht Abramović selbst auf der Bühne, wenn es um den Tod der Person Maria Callas geht und Realität und Darstellung verschmelzen. In 7 DEATHS OF MARIA CALLAS dekonstruiert die serbische Künstlerin die Oper und setzt sie in Dialog mit der Performance-Kunst: als ihre persönliche Hommage an eine der größten Sängerinnen der Zeit, aber auch als eine Momentaufnahme eines Lebens für die Kunst; samt Schmerz und Faszination, die sie verursachen kann.“ (Pressetext Deutsche Oper 2022)
Wo das Opernprojekt als nächstes aufgeführt wird, ist noch unklar. Haltet nach den Ankündigungen Ausschau! Es ist ein absolutes künstlerisches Highlight!
Das Booklet zur Aufführung hier zum kostenlosen Download:
"7 Tode - Maria/Marina" ist ein Beitrag zur Forschungsreihe 'KÖRPEREINSATZ. Weibliche/Queere Performancekunst'.
#körpereinsatz