Matriarchat - mehr als eine Utopie von gestern

 

Und heute treffen nun Pionierinnen der Matriarchatsforschung wie Heide Göttner-Abendroth  auf ihre Enkel*innen, die sich zum einen neu interessieren für die noch existierenden indigenen matriarchalen Kulturen, für Mütter-/Kinder-Dörfer, für Land-in-Frauenhand-Kooperativen und die zum anderen begonnen haben, ihre eigenen Matriarchate aufzubauen und zu gestalten.

Es sind neu gedachte und gelebte Matriarchate, die sich längst aus den früheren Gegenüberstellungen von Frau=Matriarchat/Mann=Patriarchat herausgelöst haben und sie existieren weltweit: als Wahlverwandtschaftszusammenschlüsse, als installierte Kommunale Strukturen, als Weiterentwicklung alter bestehender matrilinearer Kulturen.

 

Alte und neue Themen im Zusammenspiel: Geschenkökonomie, Permakultur, Wahlfamilien, Patriarchales und Koloniales Erbe, Politische Spiritualität, Non-Binäre Identitäten...

 

Aus einer aktuellen Diskussion in einer queer-feministischen Gruppe auf facebook :

 

X: "„Ich wünsche mir eine Überwindung der Kleinfamilie und ein Leben in größeren Wahl/ Solidargemeinschaften - welche sich auch Besitz und Arbeit teilen. Allerdings wenn ich mir vorstelle, dass eine "weiße konservative christliche cishetero "Mutter" den Besitz aller managed, dann wird mir schlecht und das klingt nach einer weiteren Struktur in der Gewalt gegen Queers ausgeübt wird, egal was für Vokabular der Mütterlichkeit benutzt wird (...) Ich habe wirklich schlechte Erfahrungen mit Feministinnen deren gesellschaftliche Analyse sich auf "Mütter heilig - Männer und/oder Penis=für alles übel verantwortlich" reduziert (…)“

 

Antwort Y: „Wie an meiner Familie zu sehen, existiert das Matriarchat auch in „weißen“ Gesellschaftsschichten, entspricht in dem Fall aber nicht dem von Dir gezeichneten Bild. Ich selbst bin mittlerweile die Matriarchin, allerdings bin ich bigender (und trotzdem „Mutter“, was für mich nichts mit „Frau-Sein“ zu tun hat) und außerdem lesbisch, atheistisch und politisch linksliberal. Bisschen links und rechts schauen, statt sich in der Analyse potentieller Hypothesen zu verlieren.“

 

Der Boden, auf dem die neuen Gehversuche stattfinden, ist ein sehr widerspenstiger und so unbequem das auch sein mag, genau darin liegt meines Erachtens die Chance sich nach und nach tief zu verwurzeln.

Aktuell gezählt sind es über 200 matriarchale Gemeinschaften, die unterschiedlicher nicht sein könnten, die aber eines eint: ein Verständnis von Gemeinwohlorientiertem Leben, Verbundenheit und Nachhaltigkeit.

 

Matriarchate - keine Utopie von gestern, sondern vielleicht die Chance Zukunft zu erleben.

 

Aktuelle Quellen:

OYA (Printmagazin) #62: Matriarchale Fährten (2021)

Diskussionen in Social Media Gruppen: 'Home to Her', 'Feministische Kulturrevolution', 'Matriarchate', 'Queer Feminist Berlin' (alle facebook)

 

#spurenlese2022 

Foto: o. T. by Molly Remer