Grenzenlos: Sophie Taeuber-Arp

„(Sie) tanzte einen Goldfisch, der sein ganzes Gold verliert und arm und erbärmlich von dannen schwimmt. Sie tanzte den Finsteren, den Bösen, der sich langweilt und das Gegenteil von sich werden möchte, aber sich nicht entschließen kann, ob er ein Kind oder ein Engel werden soll.  Hans Arp

 

Sophie Taeuber-Arp (1899– 1943):

Abstrakte Malerin, Dadaistin, Textildesignerin, Tänzerin, Lehrerin, Pionierin der Abstraktion.

 

Früh entdeckte Taeuber-Arp den Tanz als Ausdrucksmittel, war Schülerin von Laban und Mitgestalterin des dadaistischen Cabaret Voltaire, wo sie auch ihren späteren Ehemann, den Künstler Hans Arp, kennen lernte, auf dessen Arbeit sie einen großen Einfluss ausüben sollte: »Es war Sophie Taeuber, die mir durch das Beispiel ihrer klaren Arbeit und ihres klaren Lebens den rechten Weg zeigte. In ihrer Welt steht Oben und Unten, Helligkeit und Dunkelheit, Ewigkeit und Vergänglichkeit in weisem Gleichgewicht.«  Hans Arp

 

Ihre Experimentierfreude, gespeist aus den Avantgarde-Zirkel von Zürich und Paris, und ihre kunsthandwerkliche Ausbildung und Lehrtätigkeit verschmolzen zu einer gelebten, angewandten Abstraktion, mit der sie nahezu alle Lebensbereiche gestaltete.

Bei ihrem tragischen Unfalltod 1943 umfasste ihr Œuvre Textilarbeiten, Tänze, Kostüme, Masken,  Wandmalereien, Möbel, Architekturentwürfe, Gemälde, Zeichnungen und  Skulpturen.

 

In dem von der ‚Fondazione Marguerite Arp‘ herausgegebenen Band ‚Briefe von Sophie Taeuber-Arp an Annie und Oskar Müller-Widmann‘ werden erstmals ihre Briefe und Postkarten aus den Jahren 1932-1942 an das Sammler-Ehepaar veröffentlicht. Das geschlossen erhaltene Konvolut stellt ein äußerst wichtiges Zeugnis zu Leben und Schaffen Sophie Taeuber-Arps dar. Sämtliche Postkarten werden als Faksimiles abgebildet, die Texte aller Briefe und Karten sowohl in Originalsprache transkribiert als auch in deutscher Übersetzung wiedergegeben.

 

Wir können von Brief zu Brief erlesen, wie sich die künstlerischen Prozesse Sophie Taeuber-Arps gestalteten, die politischen Gegebenheiten das Leben in dieser Zeit prägten, wie auch auch miterleben, wie das Verhältnis der beiden Paare (Arp/Müller-Widmann) sich intensivierte und übers Berufliche auch ins Private spielte.

 

In diesem Band - wie auch in der Ausstellung im Kunstmuseum Basel – wird deutlich, wie wenig Taeuber-Arp einen Sinn darin sah, Privates von ihrem künstlerischen Schaffen zu trennen. Sie teilt mit, was ihr wichtig erschien im jeweiligen  Moment und schaffte somit einen komplexen und authentischen Kosmos, zu dem ihre Bezugspersonen damals  - wie  die Leser*innen und Ausstellungsbesucher*innen heute - eingeladen waren, einzutauchen.

  

Literatur

Fondazione Marguerite Arp

Briefe von Sophie Taeuber-Arp an Annie und Oskar Müller-Widmann

Scheidegger & Spiess

Zürich 2021

 

Ausstellung

„Gelebte Abstraktion – Sophie Taeuber-Arp“ im Kunstmuseum Basel bis 20. Juni 2021

und anschließend:

Tate Modern, London, 15. Juli bis 17. Oktober 2021

 Museum of Modern Art, New York, 21. November 2021 bis 12. März 2022