Mein Bauch gehört mir

Wir schreiben das Jahr 2021 und Frauen wird es in Polen wieder abgesprochen, über ihren eigenen Körper und ihr Leben zu entscheiden. Mit der Änderung ihres Abtreibungsgesetzes geht die polnische Regierung radikal weiter auf ihrem Weg heraus aus der Demokratie hinein in eine erzkonservative Parteidiktatur.

 

Das polnische Abtreibungsrecht gehört ohnehin schon zu den strengsten in Europa. Seit 1993 ist ein Abbruch in Polen nur dann legal, wenn die Schwangerschaft das Leben oder die Gesundheit der Mutter gefährdet, Ergebnis einer Vergewaltigung ist oder wenn das Ungeborene schwere Fehlbildungen aufweist. Letzteres ist der häufigste Grund für eine Abtreibung.

Zehntausende protestieren in Polen und in anderen Ländern gegen den erneuten Versuch, das Gesetz  zu verschärfen, im Wissen darum, dass der nächste Schritt, das Totalverbot folgen soll.    

 

Wie ich, wird sich vielleicht auch die US-amerikanische Künstlerin Barbara Kruger in der Zeit zurückversetzt fühlen. Bereits 1991 entstand ihr Werk mit dem Titel ‚Your Body is a Battleground‘, dass sich damals weltweit auf Plakatwänden wiederfand und heute in Polen wieder in den Städten auftaucht. 

 

 

"In Polen wird erneut versucht, Frauen zu schwächen und auszugrenzen", so Barbara Kruger in einem kürzlich veröffentlichten Interview mit der Deutschen Welle.

 

Aber auch der Blick auf andere Länder zeigt, dass durch das Erstarken konservativer und rechter Parteien die Liberalisierung der Abtreibung wieder in Frage gestellt wird. Die neuen restriktiven Gesetze in Polen gelten konservativen Parteien in der Slowakei, Italien, Spanien oder Kroatien als Vorbild.

Die Slowakei wird zudem die Istanbul-Konvention zur Verhütung von Gewalt gegen Frauen nicht ratifizieren.

Und in Malta und in den Kleinstaaten Andorra und San Marino herrschen  noch restriktivere Abtreibungsgesetze als in Polen.  

Weltweit verbieten aktuell mindestens 26 Länder Abtreibungen komplett, darunter die Dominikanische Republik, El Salvador, Madagaskar, Nicaragua, die Philippinen, Senegal und Surinam.

Erst im Oktober unterzeichneten 32 Länder die Anti-Abtreibungserklärung ‚Geneva Consensus Declaration‘, die nach eigener Aussage das Ziel hat, Frauen zu schützen und „das Leben“ zu verteidigen. Das von den USA, Brasilien, Ägypten, Indonesien, Ungarn und Uganda vorgelegte Dokument wurde – neben Polen – unter anderem auch von Belarus, dem Irak, Libyen, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterzeichnet.

  

Vielleicht wird sich auch die Autorin Margaret Atwood  in der Zeit zurückversetzt fühlen und sich daran erinnern, wie sie 1985 den dystopischen Roman ‚Der Report der Magd‘ schrieb, um genau hiervor zu warnen...