Eine hausgemachte Pandemie – von Wissenschaftler*innen schon lange vorhergesehen – bescherte uns ein Jahr, in dem wir in vielem auf uns selbst zurückgeworfen waren.
Wir durften Zuversicht lernen, loslassen und wieder annehmen. Wir sahen und spürten Empathie in unerwarteten Situationen, ebenso aber auch Kleingeistigkeit, Gier und Verzweiflung. Flexibilität wurde zum Gebot der Stunde ausgerufen.
Körper zeigten sich wechselweise im dauerspaziergehenden frischluftsüchtigen oder im träge auf der Couch Süßigkeiten futternden Modus.
Zeitgleich schien uns die Dramatik des Ganzen dank ständiger Meldungen bewusst und dank Netflix & Co auch wieder völlig weit weg und egal. Wir sind anpassungsfähig und Meister*innen im Verdrängen.
Eine subversive Leistung unserer Körper? Wenn der Geist denn auch Körper ist…
2020 und seine (subversiven) Körper:
Im Februar hatte unsere vierte Performance von ‚Krysti Himmelfahrt & 1 Muse‘ in Dortmund Premiere (wir stapelten unter anderem Körper aufeinander) und die Reihe der Leibhaftigen Duette wurde mit einem Lapdance-Experiment eröffnet (Haut an Haut an Haut).
Ab März war es vorbei mit der Körpernähe, aber auch die weiteren Leibhaftigen Duette fanden, anders als ursprünglich geplant, statt:
Ein Tanzvideo in einer verlassenen Kleingartenkolonie gedreht.
Performative Forschung zu Haut und Körperempfinden – stofflich, philosophisch, ideenbeflügelt.
Poetische Dialoge aus dem Körper entwunden und per Mail ausgetauscht.
Wir haben Spuren der Bunten Magie gelegt, die bald sichtbar werden.
Und es gab ein Mini-Reise-Experiment; das Unterwegssein im kleinen Rahmen mit den klaren Körpersignalen, wo und was sich gut anfühlt und wo die Nähe Anderer oder das Nicht-Zuhause nicht (mehr) stimmig war.
Es gab Tanz im öffentlichen Raum: in Parkanlagen, auf Skaterbahnen, an Ufern.
Es gab Rituale und Heilungszeremonien.
Es gab politische und sehr weibliche Körperpräsenz: auf dem Dyke March in Berlin für lesbische Sichtbarkeit, in Belarus für einen Politikwechsel, in Polen für die Verhinderung des Abtreibungsverbot.
Aber es gab auch:
Reichsfahnenschwenkende Rechtsbürger und verzückt tanzende Wirr-Denkende im unkritischen Miteinander.
Dahinvegetierende Körper oder vergessenes und missachtetes Leben - unwürdige Zustände in Krankenhäusern, Pflegeheimen, im Geburtssaal.
Tausende Tote, die mitunter nur noch in Containern gestapelt werden konnten.
Dankbar und hoffnungsvoll einem neuen Jahr entgegen zu gehen, gelingt nur in der Anerkennung dieser Komplexität von Leben und der Erinnerung daran, was Menschen alles vermögen.

Und auch 2021 sind wir weiterhin herausgefordert, uns all dem zu stellen und uns zu verantworten.
Ich gebe meiner Hoffnung Ausdruck, dass "Gutes" entsteht, Energien sich bündeln, Welt sich neu formatiert.
Und Nein, ich habe keine Idee, wie genau und wohin es gehen wird. Vermutlich für jede/n anders…
Aber diesen neuen Wegen, Aspekten, Energien zu folgen, sie zu suchen, zu ergründen - das ist mein Vorhaben für 2021
So freue ich mich im Musenland unter anderem auf:
֍BIOGRAFIE IN BEWEGUNG – meine neuen Angebote für Euch
֍Leibhaftige Duette – mit bekannten und neuen Partnerinnen
֍Gedankenflüge, Tanz und Poesie
SUBVERSIVE KÖRPER In einer neu gefundenen/erfundenen ANALOGEN WELT.
Ich freue mich auf Deine/Eure Teilhabe 2021.
Es grüßt Euch herzlich zum Jahreswechsel - aus dem Musenland - Sabine Küster
Foto: ©Julia Ketzmerick. 2020
Foto Vorderseite: Immolation 1972. Courtesy of Judy Chicago