Die Dada-Baroness: Elsa von Freytag-Loringhoven

Elsa von Freytag-Loringhoven wurde 1874 als Elsa Hildegard Plötz im damalig deutschen Swinemünde geboren. Ihre künstlerische Laufbahn begann in Berlin und setzte sich dann in Paris und später in New York fort. Trotz einer gewissen Berühmtheit aufgrund ihrer Exzentrik und ihrer Kontakte (sie war u.a. befreundet mit Djuna Barnes, Man Ray, Berenice Abbott, Ernest Hemingway), lebte sie insbesondere in New York weite Strecken in völliger Verarmung, teils auch in Verwahrlosung. Zurück in Deutschland weist sie sich 1925 selbst in die Landesirrenanstalt (Erkner) ein und stirbt schließlich 1927 in ihrer eigenen Wohnung an einer Gasvergiftung.

 

Sie war die erste und wird die letzte sein.

Die erste Künstlerin, die sich selbst als wandelndes Kunstwerk begriff, Abfall zu Kunst recycelte, Performances außerhalb von Bühnen aufführte, Leben und Kunst verschmolz, weibliche Sexualität radikal zur Schau stellte, Dada lebte, den Begriff des Ready-made prägte.

Die letzte Künstlerin, der hierfür die volle Anerkennung zuteilwerden wird, denn das würde bedeuten einen wichtigen Part der Kunstgeschichte neu schreiben zu müssen.

 

Ihre Kunst war so flüchtig, entstand immer aus den Launen eines Moments und hatte darüber hinaus keinerlei Bedeutung für sie.  So entstand auch, mehr oder weniger nebenbei, im Gespräch mit Marcel Duchamp das berühmte „Fountain“, ein Ready-made aus dem Jahre 1917.  Das Objekt, ein mit „R. Mutt“ signiertes handelsübliches Urinal aus einem Sanitärgeschäft, zählt heute zu den Schlüsselwerken der modernen Kunst.  Elsa von Freytag-Loringhoven erdachte/erschuf es und überlies es Duchamp dann für seine Einreichung bei der großen Schau der Society of Independent Artists. Es werden allmählich mehr und auch lautere Stimmen, die fordern ihr die Urheberinnenschaft  an diesem Werk endlich zuzuschreiben.

 

 

Es waren viele Zeitgenossen, die von ihrem Esprit amüsiert, von ihren Einfällen gleichermaßen beeindruckt wie brüskiert waren, von ihrer Großzügigkeit profitierten, an ihren Werken partizipierten, aber nur wenige, die später Anteil nahmen an ihrem traurigen Ende.

 

 „Die Baroness war Dichterin, Malerin, doch vor allem war sie Performance-Künstlerin avant la lettre (…) mit Briefmarken auf den Wangen, goldenen Karotten auf dem Kopf und Papageienfedern als Wimpern stakste sie die Fifth Avenue entlang (…) ob mit Tomatenmarkdöschen als Büstenhalter, Teelöffeln als Ohrringe oder schwarzem Lippenstift, für die Baroness waren die Übergänge zwischen Leben und Kunst fließend, genauso wie die Grenzen zwischen dem Alltäglichen und dem Unglaublichen, zwischen dem Kreativen und dem Gefährlichen.“ (aus I. Gammel: Die Dada-Baroness. Das wilde Leben der Elsa von Freytag-Loringhoven).

 

Sie war die Dada-Baroness, immer ihrer Zeit voraus und damit stets im freien Fall.

Chapeau für Alles!

 

Literaturempfehlung:  

Irene Gammel: Die Dada-Baroness. Das wilde Leben der Elsa von Freytag-Loringhoven. Berlin 2003

 

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