Diese ganze Zeit bringt mich zu mir zurück und die große Frage dabei bleibt die ganze Zeit:
wer bin ich denn eigentlich wirklich?
Es fühlt sich an wie eine Geburt – Nacktheit, Angst, Freude, Trauer, Wut, Abschied,
Willkommen, Zerbrechlichkeit, Weiblichkeit, Stärke und vieles mehr durchläuft den Körper
und die eigene Umgebung. Ich bin allein und auch wieder nicht. Die Gedanken drehen sich –
vor, zurück, nach oben, nach unten, links, rechts – kein Stillstand in einem selbst – nur
Stillstand in der Welt da draußen. Bekommt das Leben einen neuen Sinn?
Aus der Vergangenheit sind die Grenzschließungen bekannt, fühlen sich beängstigend an.
Das Einzige was bleibt? Vertrauen – Vertrauen darauf, dass das Leben (das Eigene und das
jedes anderen Menschen) in die für den Einzelnen richtige Richtung läuft.
Kopfüber fallen die Gedanken und Gefühle wieder zurück in die richtige Richtung. Da sind so
viele Gefühle. Es ist nicht neu die Emotionen anderer Menschen zu fühlen, aber es ist neu wie
intensiv das sein kann. Ich werde dadurch fragiler und auch stärker.
Was für einen neuen Sinn
bekommt das Leben? Und wieder die Frage: Wer bin ich denn, wenn ich nur noch ich bin?
Die Fotografie verbindet mich zu mir selbst – zu meinem Körper, meiner Seele und meiner
Umgebung, der Natur, Mutter Erde – zu allem und jedem. Aber da gibt es noch andere Ichs –
so viele die alle einen Teil meiner Aufmerksamkeit wollen.

Dann bleibt noch das über Kopf hängen – ein Rumhängen und die Suche nach dem was ich
und die Menschen sind – was das Leben ist und wie wir das Leben leben sollen. Und ganz
zum Schluss bleibt die Stille, die auf ihre ganz eigene Art und Weise wieder fragt:
Wer bin ich, wenn ich nur noch ich selbst bin?
Carla Pohl ist Fotografin mit Sitz in Berlin. Sie hat Projekte vor allem in Berlin und
Brandenburg realisiert. Geschichten in Bildern zu erzählen bedeutet für sie, mit sozialen
Themen zu kommunizieren und dem Unbekannten eine bewußte Präsenz zu geben. Das sind
immer Fragen, die sie berühren, faszinieren und bewegen.
Sie studierte Kunstgeschichte und Literatur an der Freien Universität Berlin und schloss ihr
Studium mit einem Magister Artium ab. Sie lernte Fotografie bei Sibylle Bergemann und Arno
Fischer, und wird seit 2016 von Gundula Schulze Eldowy in ihrer Arbeit unterstützt.
Instagram: carla_pohl_fotografie
#subversivekörper