Maske(n) - der Kontext bestimmt das Gefühl.
Die meisten meiner Freund*innen beschreiben ein Gefühl der Beklemmung, der Atemnot, des Schwindel, der Hitzewallung, wenn sie länger als ein paar Minuten die Atemschutzmasken tragen, die seit ein paar Wochen Corona-bedingt Pflicht sind im öffentlichen Nahverkehr, in Behörden, Einkaufsläden etc.
Diese Masken sollen uns und Andere schützen, das Gefühl ist aber eher ein bedrohliches und das mag in erster Linie daran liegen, dass wir diese Masken nicht selbst gewählt tragen und auch nicht wissen, ob und wann wir sie wieder abnehmen dürfen. Eine Zwangsmaskierung also.
Manche suchen mit ausgefallenen Motiv-Masken den Zwangscharakter Richtung Identitätsaussage zu verschieben, aber das gelingt im Gegensatz zu wirklich selbst-bewusst gewählten Maskierungen nicht so recht.
Zeitgenössische Kunst wie auch politische/emanzipatorische Bewegungskultur sind voll von Beispielen für 'Masken mit Aussagekraft und Identitätsbezeugung'.
Bei diesen Maskierungen geht es nur selten um Schutz; vielmehr stehen hier Spiel, Protest, Experiment oder Marketing im Vordergrund und das meist in einem besonderen Zeitraum oder Ausnahmemoment, selten in den banalen Alltagsstunden.
Das Experiment mit den Identitäten, das Spiel mit der Öffentlichkeit, das Pokern mit dem Markt, das Aufbegehren gegen die Machthabenden. Karneval, Performance, Underground, Demo oder Blockade...
Die bunten Strumpfmasken der Pussy Riot-Frauen, die Gorilla-Masken der Guerilla-Girls, die Edelsteinbesetzten Masken der Modeschöpfer und Rap-Musiker, die Ritual-Masken mancher Tänzer*innen, die digitalen Fake-Faces von Überwachungsgegner*innen.
Wir demonstrieren Gesinnung und dokumentieren unsere Zeichen- und Wertesysteme - einzeln und in Verbindung mit Freund*innen, mit geistigen, politischen Strömungen oder spirituellen Welten.
Suche/Sucht nach Aufmerksamkeit, Verlangen nach Anonymität. Bedürfnis nach Verbindung und Erkenntnis- es finden sich unzählige miteinander spielende oder auch konkurrierende Gründe für (De)-Maskerade.
Was muss ICH aber nun tun, um aus dem Erstickungsgefühl beim Tragen der simplen Atemschutzmaske in das euphorisierende Gefühl beim Tragen einer freigewählten Maske zu kommen?
Sag Du es mir bitte! Verborgen oder offen...
Foto: Pussy Riot by N.N.
#subversivekörper