Julischka Stengele entblößt in Fat Femme Furious ihren Körper und konfrontiert den Betrachtenden während der Vorstellung mit dem, was er vielleicht nicht sehen möchte oder zu dem sie bestimmte Vorstellungen hat.
Fette Künstlerinnen (hinter vorgehaltener Hand oder auch laut als Fette Sau, Fette Schlampe, Fettklops bezeichnet), die nach einer vorherrschenden Meinung bezüglich Körper und Ästhetik nicht auf die Bühne gehören, schon gar nicht unbekleidet.
Und sie trägt bei dieser Performance inmitten des Ausstellungspublikums exakt das, was die häufigste Beschimpfung impliziert: eine Schweinemaske. Ihr Körper ist nackt und das Publikum ist oft überfordert, rettet sich in Witzeleien, Rechtfertigungen oder in den hilflosen Versuch eines Kompliments. Anfassen ist bei Stengele auch erlaubt. Nur wenige trauen sich.
Es geht in ihren Performances um das Klima, in dem sich Künstler*innen, deren Körper nicht passgerecht ist, bewegen: im Alltag, im öffentlichen Raum, im künstlerischen Kontext. Und es geht um Körpernormen, um Selbstermächtigung und Emanzipation.
Julischka Stengele gründete 2008 das „Amt für Körperschaften" und kuratierte unter anderem 2019 das „S_P_I_T – QUEER Performance Festival Vienna.
Die Musikerin Beth Ditto wie auch die Comedy-Künstlerin Amy Schumer schreiben in ihrer Biographie von all dem, was sie sich als dicke Frauen (dicke Mädchen) anhören und gefallen lassen mussten, bevor sie sich selbstbewusst in ihrer Fülle und mit dem Thema "dick/fett sein" auf die Bühne stellten und sich damit auch ihre Würde und ihre Körper-Selbst-Liebe zurückeroberten.
Drei wunderbare Künstlerinnen, die den alten Frauenbewegungs-Spruch "mein Bauch/Körper gehört mir" wieder mit Leben erfüllen und hoffentlich vielen Mädchen/Frauen damit Power geben für den eigenen Lebensweg.
Literatur:
Beth Dito: Heavy Cross. 2012
Amy Schumer: INSIDE AMY SCHUMER. Aus meinem Leben. 2016