Biographie, Körper, Performance X

 

MANON wird 1940  in Bern als Rosemarie Küng geboren.

 

Sie startet ihren künstlerischen Weg an der Kunstgewerbeschule in St. Gallen. Ihre Ausbildung dort ist unterbrochen von einem mehrmonatigen Aufenthalt in der Psychiatrie, wo sie die Künstlerin  Sonja Sekula kennen lernt, bei der sie später wohnen und die ihr eine wichtige "Wegweiserin" sein wird.

MANON zu der Zeit eine Suchende. Sie arbeitet als Model, Schauspielerin, Stylistin, Designerin, Grafikerin, Schaufenstergestalterin.

 

Mitte der 60er Jahre gibt sie sich selbst den Namen MANON, mit dem sie vorab schon einen eigenen Einrichtungs-Laden benannt hatte.

Sie wendet isch ganz der Kunst zu und beginnt erste Installationen zu bauen, die aus Artefakten, Stoffen, Fetischen und persönlichen Heiligtümern bestehen. Das bekannteste dieser Environments ist bis heute das Lachsfarbene Boudoir - ihr öffentlich gemachtes Schlafzimmer.

 

„Manon gehört zu der Generation, die im Zuge der zweiten Frauenbewegung die Geschlechterfrage performativ verhandelt. Dabei arbeitet sie aus ihrer Eigenwelt heraus und interessiert sich nicht für die Arbeit anderer; sie gibt sich einen Namen, der weder vom Vater noch vom Ehemann stammt, inszeniert Identität als selbst entworfenes Produkt, verwirrt Objekt- und Subjektstatus ihrer Persona wie Privatleben und Öffentlichkeit. Im Lachsfarbenen Boudoir etwa wird eine der Intimsphäre zugehörige Weiblichkeit geradezu gewaltsam nach außen gekehrt." (Bibliothekseintrag von Meredith Stadler 2018 auf http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen/)

 

Es folgen viele weitere Installationen, in denen das weibliche Sein, die wachsende Persönlichkeit MANON thematisiert und ausgestellt werden sowie performative Selbstinszenierungen und Fotoserien, in denen die Beziehung zwischen den Geschlechtern und die Dynamik von Identität erforscht wird. 

 

 

 "Gerade in den 1970er Jahren wurde die Frage heftig diskutiert, ob feministische Kunst mit der fetischisierenden Repräsentation des weiblichen Körpers arbeiten könne oder nicht. Wie die weibliche Maskerade als feministische Strategie eingesetzt werden kann, beschreibt die Autorin Amelia Jones im Katalog Manon – Eine Person. So schöpfe Manon deren feministisches Potenzial aus, indem sie mit Wiederholungen und Zuspitzungen die heteronome Definition von Weiblichkeit in Frage stellt. Das Werk der Künstlerin ist damit auch ein Zeugnis der Lockerung zwischen Signifikat und Signifikant, die dem postmodernen Verständnis der persönlichen Identität zugrunde liegt: Manons «Codes der Selbstpräsentation» sind grundlegend auswechselbar." (Bibliothekseintrag von Meredith Stadler 2018 auf http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen/)

 

 

Heute steht zunehmend auch das Thema der Vergänglichkeit im Mittelpunkt ihres Schaffens und die Beschäftigung mit dem eigenen Körper und seinen (auch schwindenden) Möglichkeiten.

Das goldene Mensch-Maschine-Hybrid-Wesen (siehe Foto) entstand so als eine Reaktion auf eine langwierige Schulteroperation.

 

MANON - die ewige sich selbst inszenierende und sich erforschende - provokant, eitel und auch nicht, präzise.

 

Zu den genannten drei Ausstellungen ist ein umfangreicher Werkkatalog erschienen:

MANON

Herausgeber: Kunsthaus Zofingen

Verlag Schiedegger & Spiess. Zürich 2019

ISBN: 978-3-85881-639-9