Nural Moser: Safety Travelling. Beginn 2016
Moser entscheidet vor jeder Reise wann und wo sie die Burka an- oder auszieht. Sie hat sich schon in Flughafentoiletten, im Sicherheitsbereich des Flughafens oder im Flugzeug selbst jeweils an- oder ausgekleidet; ist mit Burka gestartet und ohne Burka gelandet oder auch umgekehrt.
Den Flughafen als Ort hat sie gewählt, weil „es ein öffentlicher Ort ist, an dem man sich länger als eine Stunde aufhalten kann, ohne dass es auffällt, weil alle Leute auf ihre Flüge warten oder jemanden abholen. An jedem anderen öffentlichen Raum werden die Leute misstrauisch, wenn man mehrere Stunden dort verharrt, mit oder ohne Burka. Gleichzeitig gibt es am Flughafen automatisch eine höhere Interaktion mit Kontrollorganen und dadurch Autorität wie dem Security-Personal, dem Flugzeug-Personal oder der Polizei. Durch die geschürten Terrorängste ist der Flughafen zu einem emotionalen Ballungszentrum geworden. Diese Aspekte haben den Ort physisch und konzeptuell als Raum interessant für mich gemacht.“ [1]
Safety Travelling ist Selbstversuch, Performance und Dokumentation in einem und erlaubt es der Künstlerin intuitiv-persönliche Kunst mit einem politischen Anspruch zu verknüpfen.
„Ich habe mich mit der Frage beschäftigt, wie viel Freiwilligkeit darin steckt, wenn Frauen eine Burka oder einen Hidschab tragen, welche religiösen, sozialen und politischen Machtmechanismen diese Freiheit beeinflussen oder sogar manipulieren (…) Ich habe vor allem angefangen, religiöse Macht- und Identitätskonzepte zu hinterfragen.“ [2]
Mural Moser trägt die Burka freiwillig in einem klar gesteckten Rahmen – mit einer künstlerisch-forschenden Intention, sie beobachtet sich selbst, die Mitreisenden und so diese ein Gespräch wünschen, führt sie eins. Und sie will dieses Projekt noch eine Weile fortsetzen, die Gespräche während des Reisens und auch darüber hinaus nutzen für einen Diskurs. Und sie will erspüren/wahrnehmen, ob es eine Veränderung in der Akzeptanz oder der Bewertung von außen gibt im Laufe der Monate/Jahre.
Und dennoch ist ihr „inneres Fazit“ bereits sehr klar:
“Es macht mir keinen Spaß, unter einer Burka zu sein. Alle Sinnesorgane sind blockiert, man kann sich nicht richtig bewegen oder mit dem sozialen Umfeld interagieren. Es ist ein menschengemachtes, tragbares Gefängnis…“[3]
[1] Nural Moser im Interview auf: https://www.monopol-magazin.de/nural-moser-burka (19.11.2019)
[2] Nural Moser im Interview auf: https://www.monopol-magazin.de/nural-moser-burka (19.11.2019)
[3] Nural Moser im Interview auf: https://www.monopol-magazin.de/nural-moser-burka (19.11.2019)