Biographie, Körper, Performance VIII

 

Mit dem Wiener Choreografen Michael Turinsky übernimmt in diesem Jahr erstmalig ein Künstler mit Behinderung die Co-Kuration des Festivals NO LIMITS.

 

Mit ihm rückt der Tanz in den Fokus des diesjährigen Programms und mit dem Tanz der Körper: den Blicken der Anderen ausgesetzt, utopisch, stigmatisiert, gegendert und rassifiziert, poetisch und politisch, schmerzempfindlich und verletzlich, eigensinnig, monströs, lustvoll, gefesselt, tierisch und pflanzenhaft, schweigend und im Dialog, allein und mit anderen, als Schauplatz psychiatrischer Erkrankungen, als Pinsel und Projektionsfläche, voll ungeahnter Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, mit einer eigenen Art von Gedächtnis. Mal Einhorn, mal Pflanze, mal so, wie er gerade nun mal ist, mal durch Hilfsmittel erweitert und ins Rollen gebracht oder an 20.000 heliumgefüllten Luftballons schwebend.

 

Die meisten Produktionen werden von behinderten Künstler*innen selbst verantwortet. Über 200

Akteur*innen aus Brasilien, England, Italien, Nordamerika, Österreich, Schweden, der Schweiz, Serbien, Spanien, Südafrika und verschiedenen Orten Deutschlands beteiligen sich. Das Publikum erwarten 34 Aufführungen, Filme, Partys, Workshops, ein Symposium, sowie ein sechs-stündiges Performance-Programm von Nachwuchskünstler*innen.

 

Chiara Bersani (San Rocco al Porto/Lombardei/Italien) eröffnet mit Gentle Unicorn [Sanftmütiges Einhorn] das Festival:

 

„Ich, Chiara Bersani, 98 cm groß, verkünde selbst Fleisch, Muskeln und Knochen des Einhorns.

Da ich sein Herz nicht kenne, werde ich versuchen, ihm meinen Atem und meine Augen zu

geben.“ (Manifest der Künstlerin). In einem eigensinnigen und humorvollen Solo verwandelt sich die italienische Performerin Chiara Bersani in ein Einhorn. Diese Festivaleröffnung setzt auf die kleinen Gesten. Eine minimalistische, präzise gearbeitete Choreografie über Blicke und Zuschreibungen. Und wie man sie erwidert oder elegant unterläuft.

 

Chiara Bersani ist eine italienische Performerin und Autorin. Sie arbeitet in den Bereichen

darstellende Kunst, Forschungs-Theater und zeitgenössischer Tanz. Ihre Arbeit basiert auf dem Konzept des Politischen Körpers und will Praktiken schaffen, um diesen zu trainieren. Die Manifestation dieser Forschung ist Gentle Unicorn. Für die rigorose Performance wurde sie 2019 in Italien mit dem UBU Award als beste Nachwuchsschauspielerin/Performerin unter 35 Jahren ausgezeichnet. Im August 2019 gewann sie den 1. Preis in der Kategorie Tanz bei den Total Theater Awards des Edinburgh Fringe Festivals.

 

 

Das komplette Programm des Festivals unter https://www.no-limits-festival.de/