... mit Marguerite Duras am Meer

 

Das Meer durchzieht als roter Faden das so umfangreiche wie experimentelle OEuvre von Marguerite Duras. 

Seit ihrer Kindheit am Golf von Siam war Duras von der wilden Macht der Meere fasziniert; sie wurden zum Schauplatz ihrer Romane, zum literarischen Sinnbild ihrer Liebschaften, zur Inspiration für ihre Filme und zur Metapher für den eigenen Werdegang. Und auch ihre Biographen suchen in der Beschreibung des Lebenswerks immer wieder 

 die Meeresbilder, um ihr in allen persönlichen wie künstlerischen Facetten gerecht zu werden.

 Das Meer in ihrem Werk wie in dem vieler Künstler*innen nicht nur als Ort des Geschehens, sondern als Sinnbild auch für Schöpferisches und für die großen Bewegungen des Lebens an sich.

 

…fragmentarsiche Spurensuche bei Frau Duras:

 

"Ich, Duras, ich habe diese Bücher gemacht, ich habe sie auch im 'göttlichen Feld' gemacht, im dem Feld, das Gottes ist, ich habe dem Schweigen der Welten und den stummen Schreien der Geburten zugehört, ich habe den Quellen und den Mündungen der Flüsse gelauscht, ich bin mit den Meeren abgedriftet, ich bin den schwerfälligen Flügeln der Vögel über dem Meer gefolgt, ich habe die unbeständigen Himmel über den Gezeiten abgesucht und ich habe Dinge zurückgebracht, Spuren des Offenen, Schreie der Stille." (Auszug Interview 1990 Les Inrockutibles)

 

"In den Schaumblasen, dort unten, in diesen Massen undurchdringlichen, schwarzen Meeres liegt so etwas wie die Metapher des Schreibens, der Ruf der Abgründe, das muss es ein, schreiben, in der Leere aufgehen, dort das unbestimmte, ohrenbetäubende, wilde Heulen hören und wie jetzt sein, in dieser Nacht des Meeres, allein, niemandem und allem zugleich gehörend, durchlässig für die Dinge, die durchdringen, für all diese unaussprechlichen Mischungen, die  um den Verstand bringen, am Ende der Welt, am Ende seiner selbst." *

 

"Ebbe und Flut der Texte, wie der unendliche Rhythmus der Gezeiten, der Gehirnsubstanz, die Abdriftbewegungen des Gedächtnisses, seine Brüche, seine Lücken, seine Anhaltspunkte."*

 

"Und dort, in der Unendlichkeit des Meeres, mit dem Meer noch am Horizont, und der Nacht, spürt sie die Weite der Literatur...in der Flut dieser Wasser, begreift sie das Wesen des Schreibakts, in diesem Abgrund, der unermüdlich herausfordert, auch er ständig erneuert, und der sie mitreißt."*

 

"Man muss fortfahren, ihrem Schiff zu folgen, das in die tiefe Nacht eintaucht, um dieses unruhige Meer des Lebens überqueren, ihres Lebens..."*

 

"Meine Heimat ist eine Heimat aus Wasser."*

 

"Sie folgt den Bewegungen des Meeres, um zu schreiben, wie auch um zu lieben, zu leben, sie beugt sich den Begierden, die kommen, den Zyklen der Zeit, die vergeht und durch sie hindurchzieht."*

 

"Wie soll man die Duras fassen, die wie die Meere und die Wüsten immer in Bewegung ist, auf die unvorhersehbaren Dinge lauscht, die ohne Vorwarnung in die Welt stürzen und auf ihre Weise diesen 'ungeordneten und unersetzlichen' Zusammenhang des Lebens herstellen, der ihr Leben ausmacht?"*

 

Das Meer - konkreter wie abstrakter Raum und Kanal, um das eigene Sein zu befragen, zu begreifen, um Inspiration zu empfangen, um Leben anzunehmen und wieder loszulassen. Das Meer als ewige Quelle des schöpferischen Lebens. Am und mit dem Meer wird es elementar, wird es existentiell - nicht nur für Marguerite Duras.

 

Das Meer für mich? Mentales Lebenselixier, so schrieb ich die Tage als kurzen Kommentar.

Und ja, mein Leben, meine Kunst, finden ihre Tankstelle immer wieder am Meer, im Meer und in der Idee des Meeres als einer Form der Ewigkeit und Unendlichkeit. 

Der Arbeit der 'Musenland Akademie für Biografisches & Kunst' ist ein Zitat von Ricarda Huch vorangestellt, das auch eine klare Verbindung zieht vom Leben zum Meer:  Auch im Meer des Lebens gibt es keine ewigen Felsen. 

Ja, es wird immer da sein, das Meer und immer in Veränderung. Und ja, so wünsche ich mir es wohl auch für das/für mein Leben: da sein/DASEIN in Verläßlichkeit und in Veränderung zugleich.

Sabine Küster

 

Literatur:

Marguerite Duras: Gesamtes OEuvre 

*Alain Vircondelet: Marguerite Duras

 

 

Geschrieben für die Blogparade des Deutschen Historischen Museums „Europa und das Meer.-Was bedeutet mir das Meer?“  #DHMMer